dargestellte Princip derselben, wie es schien, fast undurchdringlich verhüllte. Endlich — es war im Jahre 1687, in dem er die erledigte Professur der Mathematik an der Universität seiner Vaterstadt erhalten hatte — bot sich Jac. Bernoulli eine Gelegenheit dar, mit Leibniz selbst, dem Verfasser jener neuen Methode, eine Correspondes anzuknüpfen und ihn um Aufklärung und Anleitung zum Verständniss der neuen Rechnung zu bitten. Ein Mechaniker seiner Vaterstadt hatte ihn nämlich über die zweckmässigste Construction von Wagen um Rath gefragt, und Jac. Bernoulli hatte zu der Abhandlung Leibnizens : Demonstrationes novae dc Resistentia solidorum, die in den Aci. Erudit. 1683 erschienen war, seine Zuflucht genommen. Er fand darin, was er suchte, aber das Fundament, das Leibniz seiner Theorie zu Grunde gelegt, dass nämlich die Ausdehnungen der Körper den spannenden Kräften proportional seien, fand Jac. Bernoulli durch seine Versuche nicht bestätigt und er beschloss Leibniz seine Zweifel vorzulegen- Zugleich bringt er in diesem ersten Schreiben noch zwei andere Probleme aus der oben erwähnten Leibuizischen Abhandlung zur Sprache : über die Tragfähigkeit eines in einer Mauer horizontal befestigten Balkens, und über die Figur eines Balkens, der den Belastungen überall proportionalen Widerstand leiste. Namentlich ist es das letztere, das ihm Gelegenheit giebt auf die neue Methode Leibnizens zu kommen, in die eingeweiht zu sein sein sehnlichster Wunsch ist, und er bittet dringend um Belehrung*). Dieses erste Schreiben
- ) Dies Gesländniss von Jac. Bernoulli stimmt wenig mit den prahlerischen Expectorationen Joh. Bernoulii’s in seinem selbst verfassten
Lebensabriss, der neulich von R. Wolf in Bern (Mitlheilungen der naturforschenden Gesellschaft in Bern Nr. 131 bis 155, und daraus in Grunert’s Archiv Theil 13. Heft 2, literarischer Bericht) bekannt gemacht worden ist. Job. Bernoulli sagt darin :
« Après ces
commencemens, par un hazard imprévu nous tombâmes conjointement
mon frère et moi sur un petit écrit de Mr. Leibnitz inséré dans les
actes de Leipzic de 1684, où en 5 ou 6 pages seulement il donne
une idée fort légère du calcul différentiel, ce qui était une énigme
plutôt qu’une explication ; mais c’en était assez pour nous, pour en
approfondir en peu de jours tout le secret, témoin quantité de pièces
que nous publiâmes ensuite sur le sujet des infiniment petits. »
