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LXXVI Anmerkungen za Abend, an dem Guigemar bei dem Schlosse landet, ergeht sich die Dame mit ihrer Begleiterin im Garten. Sie sehen das Schiff, wagen sich hinauf und finden den verwundeten Ritter. Als sie klagend vor Guigemar stehen, erwacht er aus seiner Ohnmacht. Er erzählt sein Geschick und erregt durch seine Erzählung das Mitgefühl der beiden so, dass die Dame sich erbietet ihn bis zu seiner Genesung bei sich zu beherbergen. Sie führen ihn ins Schloss, verbinden seine Wunden und pflegen sein in aller Heimlichkeit. (379 — 542) Bald fühlt Guigemar keinen Schmerz mehr an seiner Wunde. Desto mehr schmerzt ihn der Pfeil, der sein Herz getroffen : er liebt die Dame und fühlt, dass er sterben müsse, falls er ihre Liebe nicht gewinne. Er entdeckt sich der Nichte, die ihm Mut einspricht und ihm ihre Hülfe zusagt. So wagt er es der Dame, die ihn nach der Messe besucht, seine Liebe zu gestehen. Die Dame hat inzwischen schon an sich selbst die Macht der Liebe erfahren und gewährt dem fremden Rittersmann, als er sie von der Aufrichtigkeit seiner Gefühle überzeugt hat, ihre Huld. (543 — 576) Anderthalb Jahre leben beide so in Glück und Wonne. Doch eine bange Ahnung sagt der Dame, dass das Geschick sie bald von dem Geliebten trennen würde. In diesem Gefühl macht sie eines Morgens einen Knoten in sein Hemd und nimmt ihm zugleich das Versprechen ab, wenn fern von ihr, nur die zu lieben, die diesen Knoten, ohne ihn zu zer- schneiden, lösen könne. Ebenso legt der Ritter der Dame einen Gürtel an die Seite ; nur dem Mann dürfe sie, wenn getrennt von ihm, gehören, der das Schloss dieses Gürtels zu öffnen vermöge. (577 — 654) Die Befürchtungen der Dame gehen in Erfüllung. Eines Tages wird das Liebespaar von einem Kämmerling überrascht. Unerschrocken tritt Guigemar dem Gemahl der Dame gegenüber und erzählt ihm sein Geschick. An der Wahrheit des Gehörten zweifelnd, heisst ihn dieser das Schiff, das ihn hergebracht, wieder aufsuchen. Im Hafen findet Guigemar in der That das Wunderboot und kehrt auf demselben in die Heimat zurück. Mit Freude wird er aufgenommen ; aber er bleibt traurig und in sich gekehrt. Man dringt in ihn, er solle heiraten. Doch er will nur die zum Weibe nehmen, die den Knoten in seinem Hemde lösen könne, und vergebens kommen die Frauen und Jungfrauen der Bretagne, um dies zu