Page:Die Lais der Marie de France, hrsg. Warnke, 1900.djvu/53

Cette page n’est pas destinée à être corrigée.

I. Die erzHhlendcn Lals. XXXV so Gawain, Iwain, Bedoer, Keu, Uriain, Ider. Ja, sogar das Vetternverliilltnis, das bei Gaufrid zwischen Gawain und Iwain bestellt und das später vorwiselit wurde, besteht bei Marie fort (vgl. Rrugger, S. 153 und 124). Kein Wunder, dass die Städte Carwent und Karliun (neben Kardueil) sowie die Burg Tintagel in die Lais eindrangen, wie denn auch einzelne Ländernamen, wie Guhtlande und Norweie, aus derselben Quelle stammen. Endlieh dürfen wir nicht vergessen, dass die ganze Form, in der die französischen Lais vorliegen, nichts mehr von den keltischen Vorbildern an sich trägt. Alle Stilmittel, die die Dichter in Anwendung bringen, die Epitheta, die sie den Personen beilegen, die Beschreibung von Zuständen und Gegen- ständen, die Vergleiche und Bilder, die Kefiexionen, die die Verfasser den handelnden Personen in den Mund legen oder die sie für sich selbst aussprechen, die Ausrufe, durch die sie die Aufmerksamkeit der Leser und Zuhörer aufzufrischen suchen oder ihr Interesse am Geschick der Helden bekunden, der Wechsel von Rede und Gegenrede, von direkter und indirekter Rede, die gelegentliche Anwendung von Sprichwörtern, alles dies ist offenbar Eigentum der französischen Dichter, so gut wie die Sprache, der sie sich bedienen. Die bedeutendste unter den Laisdichtern ist Marie, die nach der gelegentlichen Bemerkung im Epilog zu ihren Fabeln gemeinhin Marie de France genannt wird. Sie stammte aus dem Königreich Frankreich, lebte aber in England. Hier sehrieb sie ihre Lais, wie auch ihre Fabeln und das Gedicht vom Fegefeuer. In dem König, dem sie ihre Lais widmete, haben wir wahrscheinlich Heinrich II. von England zu erblicken. Die Abfassungszeit dieses Werkes, das älter als die Fabeln und das Gedicht vom Fegefeuer zu sein scheint, wird um 11G5 an- zusetzen sein ; vgl. über diese Fragen die Einleitung zu der Ausgabe der Fabeln. Die Gedichte Maries zeichnen sich durch Klarheit der Komposition, durch treffende Charakteristik der handelnden Personen, durch knappe, aber anschauliche Darstellung der Begebenheiten, der Seelenzustände und der äusseren Ver- hältnisse, sowie durch eine schlichte, anmutige Sprache aus. I