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I. Die erzShlonden Lais. XXI ftir Mannwolf giebt. Die Anwendung des französischen nnd englischen Wortes in Chievrefueil ergiebt sich aber aus dem Umstände, dass Marie in England dichtete und dass hier das in bretonischer Sprache vorgetragene Lai je nach der Zuhörer- schaft mit französischem oder englischem Titel bezeichnet werden mochte, von selbst. Die umgekehrte Ansicht, wonach die Lais, wenn auch selbst ins Französische übersetzt, doch wie Laltstic und Bisclavret den bretonischen Titel weitergeführt hätten, ist für das Mittelalter wenigstens kaum angängig. Nicht recht wahrscheinlich erscheint es überdies, dass Marie und die anderen Laisdichter mit ihr den Versuch gemacht haben sollten, von der französischen poetischen Uebersetzung eine weitere französische Bearbeitung zu geben, sowie auch, dass jene erste Uebersetzung spurlos verschwunden sein sollte. So werden die Bretonen, ganz ebenso wie heute ein italienischer Sänger die Gesangstucke seiner Heimat in seiner heimischen Sprache vor- trägt, ihre Lais in bretonischer Sprache gesungen haben ; gerade das fremde Idiom mag den Reiz, der im musikalischen Vortrag lag, erhöht haben. Was die Form der bretonischen Lais angeht, so sind wir auch hier nur auf Vermutungen angewiesen. An die Form der irischen Lais in der Erzählung von Chonchulains Erwachen erinnern aber offenbar die im Prosaroman von Tristan vor- kommenden Lais und Lettres en samblanche de Lais. Auch sie sind meist in vierzeiligen Strophen wenn auch achtsilbiger Verse abgefasst, und zwar sind diese Verse einreimig oder wie in den irischen Lais in Reimpaaren geschrieben. So haben wir vielleicht in dieser Form auch die Gestalt der bretonischen Lais zu erblicken. Man könnte freilich aus dem Leabhar Ollaman, in dem das laid als eine der vier Gattungen der Poesie aufgezählt wird, die für das elfte und zwölfte Studien- jahr der Barden aufgespart waren, auf eine kompliziertere Form schliessen ; indessen mag diese Vorschrift sich weniger auf die Worte als auf den musikalischen Vortrag der Lais bezogen haben. Eine ganz andere Theorie hat Birch-Hirschfeld (Ersch und Gruber, s. v. Lais) aufgestellt. Seiner Ansieht nach ist in den lyrischen Lais der französischen und provenzalischen Kunst- poesie des 13. und 14. Jahrhunderts, die wie bekannt aus einer I