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CXLTI Anmerkungen zu Chrestom.s S. 257 f.) ist, und dass Marie zu diesem lyrischen Lai nach einer Version des ihr bekannten Romans von Tristan ihr erzählendes Lai dichtete (Zs. f. frz. Spr. u. Litt. XX, S. 132 bis 134). Gegen diese Ansicht lässt sich folgendes geltend machen. Zunächst hat das erhaltene französische lyrische Gedicht sicher nichts mit Marie zu thun. Dies nimmt nirgends irgendwie Bezug auf Tristans Liebe zu Isolt ; es heisst ’Chevrefoil li gais’, weil es dem Geisblatt vergleichbar ist, das lieblicher ist und süsser duftet als irgend eine Blume des Waldes. Wenn es in einer der zwei Handschriften, in denen es erhalten ist, Tristan zugeschrieben wurde, so geschah dies aus keinem anderen Grunde als weil Tristans Name in der That in der Tradition, die vielleicht von Maries Lai ausging, mit einem Geisblattlai verbunden war.^) Aber auch ein anderes nicht erhaltenes französisches lyrisches Lai kann nicht zu Maries Gedicht Veranlassung gegeben haben. Denn es hiesse in der That den Thatsachen Zwang anthun, wollte man fiir dies eine Lai einen anderen Ursprung annehmen als für alle anderen. Die Dichterin sagt uns im Prolog zu ihrer Sammlung sowie in der Einleitung zum Guigemar, dass sie die bretonischen Lais, die sie gehört hat, erzählen will ; sie leitet das Lai selbst in der- selben Weise ein wie alle anderen, und zwar so, dass ihre Worte sich eng mit der Einleitung zu Milun berühren ; sie betont am Schluss, wie am Schluss des Guigemar, den musi- kalischen Charakter des Lais, indem sie sagt : Tristan Jci hien saveit harper en aveit fait un nuvel lai. Wenn sie auch nicht, wie Golther, Tristan S. 40, hervor- hebt, dies Lai direkt lai hretun nennt, so fehlt diese direkte Bezeichnung doch auch bei Fraisne, Milun und Chaitivel. Meiner Ansicht nach hat also Marie hier wie überall ein bretonisches Lai gehört und die Erzählung zu diesem Lai in Verse gebracht. ) Brugger citiert S. 132, A. 70 nach Ilist. litt. XXII, 632 noch eine Stelle aus Garin le Loherain : En lor vieles voyit les lais vielant que en Bretaigne firent ja li amant del chevrefoil vont le sonnet disant, que Tristan fist que Yseut ama tant. Ein Lai vom Geisblatt ist auch Flameuca V. 591 — 2 erwähnt : Uuns violal lais del Cabrefoil, e Vautre cel de Tintagoil.