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CIV Anmerkungen zu Wir müssen darin F. Wolf recht geben, und ebenso Wilhelm Hertz, wenn er in seiner Schrift ’Der Werwolf ’ (Stuttgart 1862), S. 96, von dem Lai de Melion sagt : ’ Diese Erzählung ist gegen die erste [Lai du Bisclavret] bedeutend abgeschwächt. Die Verwandlung geht aus keiner Naturnotwendigkeit,’) sondern rein äusserlich aus dem Besitz des Zauberrings hervor und kann also mit dem letzteren auf andere Personen tibertragen werden.’ [Gr. Paris, Litt, fn^., § 67, nimmt an, dass die Geschichte vom Werwolf, die einen Hauptteil des Romans Guillaume de Palerne bildet, auf Lais wie Bisclavret und Melion zurückgeht, eine Ansicht, die von Ahlström S. 81 wol nicht mit Unrecht zurückgewiesen wird.] Einige Aehnlichkeit mit den Lais von Bisclavret und von Melion hat auch eine meines Wissens noch nicht beachtete Geschichte in dem oft gedruckten jüdisch-deutschen Volksbuch, welches ’Maase-Buch’ (d.h. Geschicht-Buch) betitelt und dessen erste bis jetzt bekannte Ausgabe zu Basel 1602 erschienen ist. 2) Ich kenne die Geschichte nur aus den ’Jüdischen Historien’ des Christophorus Helvicus (Helwig), der sie dem Maase-Buch nacherzählt hat, und zwar, wie es scheint, sehr treu. 3) Der ^) Hertz hat vorher (S. 93) zu dem Lai du Bisclavret mit Recht be- merkt, die Dichterin nehme entschieden für den Werwolf Partei, und es müsse daraus geschlossen werden, ’dass sie die Verwandlung als einen angeborenen Zwang, als ein unverschuldetes Unglück ansieht, das den damit Behafteten zum Gegenstand des allgemeinen Mitleids macht. Denn sobald der Ritter aus freiem Willen zum raubenden und mordenden Wolf wird, verliert er jegliches Aurecht auf unsere Sympathie, und der Verrat ist zum mindesten entschuldbar.’ Dies gilt natürlich auch von der Geliebten Biclarels im Roman du Renard Contrefait, die Hertz hier S. 93 und in seiner Uebersetzung der Lais der Marie S. 252 auch angeführt hat, wie dies schon F. Liebrecht in seiner Uebersetzung des Dunlop S. 526 gethau. ^) Vgl. über das Maase-Buch M. Steinschneider im Serapeum 1 Sü6, S. 1 ff. und M. Grünbaum, Jüdischdeutsche Chrestomathie (Leipzig 1 8S2), S. 385 — 458, und zu letzterem meine Bemerkungen im Anzeiger für deutsches Altertum und deutsche Litteratur IX, 402 ff. ) Helvicus hat der Ueberschrift der Geschichte (Teil I, No. 1) die Notiz beigefügt ’Stehet geschrieben im Maasaehbuch, fol. 175.’ — Die ’Jüdischen Historien’ sind zum grössten Teil, wie in der Vorrede und zu jeder einzelnen Historie ausdrücklich bemerkt ist, dem Maase-Buch ent- nommen. Sie erschienen zuerst 1611 und 1612 zu Giessen, in zweiter