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IV. UEBERSETZUNGEN UND BEARBEITUNGEN. LXIX

Sammlungen besteht, sind verschiedene Ansichten laut geworden. Während K. L. Roth (Die Aesopische Fabel in Asien, Philologus VIII, p. 130) und besonders Steinschneider wiederholt (Letterbode VIII, 1882—1883; Die hebräischen Uebersetzungen des Mittelalters 1893, § 275 und § 573) die Ansicht vertreten, dass der Hebräer von Marie abhängig ist, weist Jacobs in seiner Einleitung zu Caxton dem Rabbi die Rolle eines Vermittlers zwischen der arabischen und europäischen Litteratur zu, indem er annimmt, dass er einerseits jenen Alfred, den der englische Gelehrte seines mysteriösen Charakters zu entkleiden glaubt, auf Fabelstoffe des Orients hinwies und ihm dieselben verdolmetschte, anderseits aber selbständig jene selben Stoffe und weitere andere, die aus denselben orientalischen Quellen flössen, bearbeitete und in seinen Mischle Schualim vereinigte. Unter den 107 Fabeln der hebräischen Sammlung — ich citiere nach Parabolae Vulpium Rabbi Barachiae Nikdani, ed. Melchior Hanel, Prag 1661 — finden sich 13, für die eine ältere Quelle als Marie, bezw. Berachjah, noch nicht aufgefunden ist. Es sind dies die Nummern 41 (Ber. 19, p. 73), 42 (Ber. 81, p. 207), 47 (Ber. 84, p. 309), 48 (Ber. 83, p. 305), 50 (Ber. 36, p. 133), 52 (Ber. 77, p. 279), 65 (Ber. 26, p. 105), 68 (Ber. 85, p. 315), 70 (Ber. 105, p. 379), 73 (Ber. 28, p. 111), 80 (Ber. 45, p. 163), 98 (Ber. 94, p. 347), 102 (Ber. 86, p. 319). Von diesen stimmen 41 (Ritter und Knechte), 42 (Arzt und Reicher), 47 (Pferd verkauft), 52 (Drachenei), 68 (Wolfsfell), 73 (Maus freit), 102 (Henne kratzt Erde) im Gang der Handlung vollständig mit Marie tiberein. Die Form anderseits ist in beiden Sammlungen ganz verschieden, indem der hebräische in gereimter Prosa schreibende Erzähler stets breit und weitschweifig, Marie dagegen tiberall kurz und knapp ist. In den tibrigen sechs ist der Kern der Handlung allerdings auch der gleiche, die Einkleidung der Handlung ist indess mehr oder weniger verschieden. In F. 48 (Dieb traut) geht eine lange Einleitung voran, in der der Dieb sein Leben beklagt, dann aber von der Zauberin getröstet und zu weiteren bösen Thaten ermutigt wird. In F. 50 verspricht der gefrässige Wolf zwei Jahre lang kein Fleisch zu fressen; als er dann das Schaf sieht, versteht er es, durch Auf- und Zumachen der Augen die Zahl der Tage herzustellen und so seinen Schwur zu halten. F. 65 (Wolf