Page:Die Fabeln der Marie de France, hrsg. Warnke, 1898.djvu/64

Cette page n’est pas destinée à être corrigée.

XLVI EINLEITUNG.

der GewährHiiiann unserer Dichterin Überhaupt nicht Alfred, sondern ll(nnrich hiess, und dasH in diesem Heinrieh der englische König Heinrich L, genannt Beau-Clerc, erblickt werden müsse, von der Hand zu weisen. Im Gegenteil wird Mall wohl Recht haben, wenn er weiter annimmt, dass der Verfasser der Sammlung in der That Alfred hiess, und dass Marie nach Analogie des ’Kaisers’ Komulus ihn irrtümlich zum König machte, was um so leichter möglich war, als die im Mittelalter beliebte Sammlung von Sprichwörtern, die ja doch mit der Moral der Fabeln im gewissen Sinne verwandt sind, unter König Alfreds Namen ging.

Jos. Jacobs in der hypothesenreichen Einleitung zu seiner Ausgabe von Caxtons Aesop glaubt nun diesen Alfred genauer bestimmen zu können. Nach ihm (I, p. IGl) soll der Verfasser der lateinischen Quelle der englischen Sammlung der philosophische Schriftsteller Alfred der Engländer gewesen sein, der von lloger Bacon (Compendium Studii, ed. Brewer, p. 471) zusammen mit Gerard von Cremona (f 1187), Michael dem Schotten, Hermann dem Deutschen und Wilhelm dem Vläming erwähnt wird. Die Zeit dieses Alfred scheint wenig fest zu stehen. Nach Th. Wright (Biographia Literaria) lebte er um 1170, nach Wüstenfeld (Göttinger Abhandlungen XXH, p. 85 — 89) ist für ihn bis auf weitere Untersuchung an der Zeit 1250 — 1270 festzuhalten. Aber selbst wenn wir uns entschliessen , in Alfred dem Engländer einen Zeitgenossen der Marie zu erblicken, kann er als ihr Gewährsmann nicht in Frage kommen. Es ist von vornherein nicht sehr wahrscheinlich, dass ein Gelehrter, wie jener Alfred war, von dem zwei philosophische Werke in lateinischer Sprache vorhanden sind, sich damit befasste eine Fabelsammlung zu kompilieren. Wunderbar wäre es auch, dass die lateinische Sammlung Alfreds schnell ins Englische und dann sofort ins Französische übersetzt worden wäre, und dass Marie, wenn sie das Werk eines Zeitgenossen tibersetzte, über diesen so im Unklaren gewesen wäre, dass sie ihn zum König machte. Mehr als alles dies spricht aber gegen die Hypothese Jacobs’ der Umstand, dass Marie bestimmt versichert, König Alfred habe die Fabeln aus dem Lateinischen ins Englische tibersetzt, nicht aber sagt, dass er sie lateinisch niederschrieb.