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doch müssen wir uns gegenwärtig halten, daß damals, als die Schrift geschrieben wurde,[1]nicht nur ein Gobineau, der als einsamer Denker sich abseits hielt, solche Überzeugungen verfocht, sondern auch Männer, die ganz anders im Mittelpunkt des nationalen Lebens und Erlebens standen, sie vollauf geteilt haben.[2]

Ein anderes ist es um den Regionalismus, die eigentliche Grund- oder doch Endesidee der „3ten Republik“, und eine der Lebensideen Gobineaus überhaupt. Sie wird nicht nur schon von großen Zeitgenossen Gobineaus, wie vor allem von Taine, geteilt und vertreten, sondern beseelt auch die bedeutendsten Schriftsteller des heutigen Frankreich.

Wenn irgendwo, hat sich hier Gobineaus Blick prophetisch erwiesen in der Ankündigung einer Bewegung, in welcher heute mehr und mehr die geistig hervorragendsten Franzosen das Heil für die Fortentwicklung, um nicht zu sagen : für die Rettung ihres Volkes erblicken. Der konservative Gedanke verwächst hier aufs Innigste mit dem der Tradition, des Volkstums ; der Patriotismus äußert sich vor allem als Heimatsgefühl, das nach Gobineaus Meinung die — im höheren Sinne heimatlose — Masse der Pariser nicht kennt, das aber in den übrigen Teilen des Landes um so mehr neu anzufachen sei, um Leben jeder Art daraus erstehen zu lassen, das einzig auf die Dauer auch

  1. Sie ist 1877 entstanden. Vgl. S. 96.
  2. Man vergleiche hierzu Döllingers vortreffliche Ausführungen in seinen „Akademischen Vorträgen“ Bd. II, S.323. „Mignet wie Thiers waren im Grunde ihres Herzens monarchisch gesinnt…“ Thiers hatte mehrmals eingestanden, daß die Franzosen ein durchaus unrepublikanisches Volk seien… Mignet sagte, „daß die Nation staatliche Existenz und Erziehung, Größe und Ruhm dem Königtum verdanke“. Daß Renan, wenigstens zeitweise in der Reihe seiner Wandlungen, ganz ähnlich gedacht hat, ist bekannt und neuerlich von Ernest Seillière in seiner interessanten Abhandlung „l’Impérialisme germaniste dans l’œuvre de Renan“ (Revue des Deux Mondes 15 octobre 1906) ins Gedächtnis zurückgerufen worden.