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unter den Lebenden weilt, über alles eigentliche Parteileben und -Treiben hinausgerückt erscheint.

Zum ersten Male zeigt sich uns hier Gobineau von einer Seite, die bisher, in seinen übrigen Schriften, wenigstens nur mittelbar und wie andeutungsweise hervortrat : als Beobachter und Beurteiler der zeitgenössischen Geschichte seines Landes und Volkes, als Franzose und Patriot. Letzteres Wort darf hier nicht in dem Sinne einer möglichst weitgehenden Unterwerfung unter das Tatsächliche der historischen Entwicklung, eines Anschlusses an die herrschenden Tagesmeinungen und ihre Träger und Verkörperer verstanden werden. Ein solcher Patriot war Gobineau nicht und konnte es seiner ganzen Natur nach nicht sein. Er wahrte sich immer das Recht, vom Standpunkt seiner monarchischen und aristokratischen Überzeugungen Kritik an dem Verlauf der politischen Ereignisse wie an dem Gebahren der politischen Gruppen und Persönlichkeiten zu üben, wenn er sich dabei nur festwurzelnd wußte in der Liebe zu dem, was ihm als das Ideal für sein Volk vorschwebte. Und wenn ihm aus anderem Anlaß — wegen seiner Deutschfreundlichkeit, richtiger : wegen seiner vorurteilslosen Würdigung deutscher Art und Welt — gerade von sonstigen Gesinnungsgenossen der Patriotismus abgesprochen worden ist, so wird angesichts dieser neuen Veröffentlichung wohl Niemand weder dieses mehr wagen, noch auch im allgemeinen den Tiefgang seiner Betrachtung wie das Positive seiner Kritik leugnen können, so wenig anderseits seine Freunde es werden bestreiten wollen, daß Gobineau da, wo er — was ja unausbleiblich — Dinge mit hineinzog, die nun einmal dem Tage angehören, dem Irrtum, und zudem der Versuchung subjektiver, wohl auch einseitiger Auffassung