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xvni Einleitung. Lieder ihrer Heimat zutrugen. Von den bretonisehen Lais ist keins erhalten. Wenn es aber wahr ist, dass das Wort lai und somit auch der dem Worte zu Grunde liegende Begriff allgemein keltisch ist, so können wir in den fünf Lais, die in die Erzählung von Chonchulains Erwachen eingefügt sind, die Grundform der bretonischen Lais oder doch eine dieser Grund- form eng verwandte Dichtungsart erblicken. Die Lais der irischen Erzählung werden gesungen. Sie bestehen aus einer unbestimmten Reihe von vierzeiligen Strophen, deren letzte die erste wiederholt. Die siebensilbigen Verse einer Strophe sind paarweise durch den Reim verbunden. Die Lieder tragen lyrischen Charakter ; es sind Reflexionen der handelnden Personen, die aus den vorgeführten Ereignissen abfliessen und dieselben widerspiegeln. So preist die Göttin Fand, als sie sich ihrem ersten Geliebten Manannan wieder zuwendet, das Liebesglück, das sie früher mit ihm genossen, und ruft sich dabei die einzelneu Momente desselben in kurzen Andeutungen ins Gedächtnis zurück ; vgl.d’Arbois de Jubainville, Rom. VIII, 422. Die bretonischen Lais, die die Normannen des zwölften Jahrhunderts hörten, unterschieden sich zunächst in der Vor- tragsweise wesentlich von den Liedern der irischen Erzählung. Während bei diesen nur von Gesang die Rede ist, werden die Lais der Bretonen mit Instrumentalbegleitung vorgetragen. Die Instrumente, die den Gesang begleiteten, waren, wie zahlreiche Stellen in der französischen und provenzalischen imd ebenso in der deutschen und englischen Litteratur beweisen, vor allem die Harfe, aber auch die Rotte, die Vielle und die Flöte.’) ’Die Lieder werden vorgetragen’, so heisst es in der Einleitung der Strengleikar, ’zu Harfe, Geige, Symphonie, Organon, Tym- panum, Psalterium und Chorus und allerlei anderem Saitenspiel, was die Leute thun, sich und anderen zur Belustigung in diesem Leben.’ Die Gewalt des Spieles der Bretonen schildert an- schaulich eine Stelle aus der Chanson de Hörn, in der es vom Spielmann heisst : Lors prent la harpe a sei, si comence a temprer. Deu ! Jci dune Vesgardast com il la sot manier, cum ses cordes tuchot, cum les feseit tremler, ) Vgl. die Citate bei F. Wolf, S. 4, 49, 236, 262.