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I. Die erztthlenden Lals. XVU in der Einleitung sagt, die Geschichte von Tristan und Isolt auch aus schriftlichen Quellen bekannt war und sie, wenn auch nicht die ganze Erzählung, so doch diesen oder jenen Zug aus diesen Quellen verwertete. Aehnlich mag es sich mit Desir^ und mit Gurun ver- halten,, die beide vollständig im Norden Englands und in Schottland spielen, und ebenso mögen Yonec und Melion hierher geluJren. Mir wenigstens erscheint diese Annahme ebenso leicht möglich, als die gewöhnliche Ansicht, wonach die Erzählung der bretonischon Lais in England ’lokalisiert’ worden wäre. In England wurden die bretonischen Spielleute sicher auch mit einzelnen Stoifen der inselkeltischen Sage bekannt. Schon in der Vikingersage von Havelok haben sich wol wälsche Elemente mit germanischen gemischt ; ganz aus einer wälschen Ueberlieferung ist vielleicht das Lai du Cor mit dem Helden Caradoc und dem Hörn in Cirencester au der Grenze von Wales geflossen ; vgl. Ahlström, S. 33. Nach alle dem geht meine Ansicht dahin, dass die Lieder, durch die Marie und die anderen französischen Dichter zu ihren erzählenden Gedichten angeregt wurden, kleinbretonischen Ursprungs waren, und zwar dass sie teils in der kleinen Bretagne selbst, teils auch in England, besonders in Nordengland, von Bretonen angefertigt wurden. Wäre noch eine Bestätigung dieser Ansicht nötig, so fände ich sie in der Einleitung, die Marie dem Guigemar und die Chaucer dem Frankleines Tale voranschickt. Bei beiden ist zuerst deutlich von den bre- tonischen Lais die llede, und unmittelbar darauf folgt eine Geschichte, die sich in ^Bretaigne la Menur und in ^Ärmorike that collcd is Brctaignc zutrug. Auch der nordische Ueber- setzer erklärt die kleine Bretagne für die eigentliche Heimat der Lais, wenn er in der Einleitung zu den Strengleikar sagt : ’Von den Sagen, welche dieses Buch enthält, machten die Dichter im südlichen Brittenland, das in Frankreich liegt, Lieder.’ I . Das alte Aremorika war das Vaterland der bretonischen Lais ; Kleinbretonen waren es, die den Normannen und Anglo- normauneu des zwölften und dreizehnten Jahrhunderts die