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Elldac. CXLIX [Die letzte Quelle unserer Sage glaubt A. Nutt (The Lai of Eliduc and tho Märchen of Little Snow -White, Folk-Lorc III, London 1892, S. 26 flf.) in dem in neuester Zeit aufgezeichneten Märchen von Gold-Tree and Silver-Tree (Joseph Jacobs, Celtic Fairy Tales, London 1892, S. 88 flF.) gefunden zu haben. Der Inhalt dieses Märchens ist kurz folgender. Hilberbaum, die Mutter, ist eifersüchtig auf Goldbaum, die Tochter. Als die Forelle im Brunnen auf ihre Frage Goldbaum fUr die schönste auf Erden erklärt hat, legt sie sich zu Bett und erklärt nur durch das Herz und die Leber der Tochter gesunden zu können. Man giebt ihr Herz und Leber eines Ziegenbocks, während Goldbaura heimlich fortgeschickt wird und in der Ferne einen König heiratet. Als aber die Forelle nach einiger Zeit wieder Goldbaum als die schönste nennt, sucht die Mutter die Tochter auf und tötet sie, indem sie ihr einen vergifteten Splitter in den Finger sticht. Da Goldbaum ihre Schönheit beibehält, kann ihr Gatte es nicht über sich bringen sie zu bestatten, sondern verschliesst sie in ein Gemach, dessen Schlüssel er bewahrt. Als er einst den Schlüssel zu dem Zimmer vergisst, betritt die zweite Gattin dasselbe, erblickt die schöne Frau und bringt sie wieder zum Leben zurück. ’Wetten wir, sagt die Frau zu ihrem Gatten, dass ich dich heiter machen kann.’ ’Das kann nur Goldbaum, lautet die Antwort, wäre sie wieder lebendig.’ Als er nun die Totgeglaubte lebend erblickt, ist er ausser sich vor Freude. Beim Anblick des Glückes der beiden will die zweite Gattin ihn freigeben und sich vn ihm trennen. Doch der König will hiervon nichts hören ; e » glaubt beide Frauen nebeneinander behalten zu können. Und in der That nach der Bestrafung der bösen Silberbaum leben der Fürst und seine beiden Frauen in Glück und Frieden viele Tage zusammen. — In dieser Geschichte sieht A. Nutt das Märchen, das im Lai von Eliduc eine litterarische Form erhalten hat, und hält es ausserdem nicht für unmöglich, dass in der schottischen Erzählung die ursprüngliche Gestalt des Märchens von Schneewittchen aufbewahrt ist. Bis auf weitere Unter- suchung des ganzen Sagenkreises scheint es indess das Wahr- scheinlichste zu sein, dass in Goldtree and Silvertree mehrere Motive vereinigt sind, und zwar 1) das Märchen von Schnee- wittchen, das auch sonst an zwei Frauen, die einen Mann