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Chievrefuell. CILI Chievrefueil. [Inhalt : (11 — 43) Der König Marke hat Tristan, seinen Neffen, vom Hofe verbannt. Ein Jahr verweilt dieser in seiner Heimat SUdwales. Dann lässt ihm seine Liebe keine Rahe mehr. Er geht nach Cornwall, wo die Königin, wie er weiss, weilt. Im Wald und in der Einsamkeit lebt er ; nur abends kommt er hervor, um bei Bauern und armen Leuten Herberge zu nehmen. Von ihnen hört er, dass zu Pfingsten in Tintaguel ein Fest abgehalten werden soll ; die Barone seien dazu ent- boten, und auch die Königin werde dahin kommen. (44—78) An dem Tage, wo der König aufbricht, schneidet Tristan einen Haselstock in viereckige Form, gräbt seinen Namen hinein und dazu auch die Worte, dass er nicht länger ohne die Königin leben könne ; mit ihnen beiden sei es so wie mit dem Geis- blatt, das sich um die Haselstaude ranke : keins könne ohne das andere bestehen. Den Stab legt er auf den Weg, den die Hofgesellschaft nehmen muss. (79—106) Als die Königin den Stab erblickt, weiss sie, dass es Tristans Botschaft ist. Unter dem Vorwand rasten zu wollen, lässt sie die Ritter Halt machen, steigt vom Pferd und begiebt sich mit ihrer treuen Dienerin Brenguein in den Wald. Hier findet sie den Geliebten. Gross ist ihre Freude beim Wiedersehen. Als die Königin Tristan noch gesagt, dass der König es bereue ihn verbannt zu haben und dass er ihn bald zurückrufen werde, nehmen beide Abschied voneinander, und Tristan geht zurück nach Südwales, bis sein Onkel ihn wieder an den Hof entbietet. (107 — 118) Um die Erinnerung an die Worte, die er auf den Haselstock geschrieben, fest zu halten, macht Tristan ein neues Lai : ’Chievrefueil’ nennen es die Franzosen, ’Gotelef heisst es bei den Engländern.] [Das Lai vom Geisblatt nimmt unter den Lais der Marie eine Sonderstellung ein. Während alle anderen eine in sich abgeschlossene Erzählung bilden, erzählt unser Lai nur eine Episode aus der Geschichte von Tristan und Isolt. Brugger nennt es deshalb, ebenso wie die Folie Tristan, ein unechtes _Lai. Er glaubt nicht an den bretonischen Ursprung desselben, )ndern nimmt vielmehr an, dass es zu Mariens Zeit ein fran- Jsisches lyrisches Lai vom Geisblatt gab, als dessen Verfasser Pristau galt, dass dies das uns noch erhaltene Gedieht (Bartsch,