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Milan. CXIXV (380 — 484) Eiiion ganzen Winter bleibt er da, bis nach Ostern die Kämpfe und Turniere wieder beginnen. Am Michaelsberge findet ein grosses Turnier statt. Normannen und Bretoncn, Fläniinger und Franzosen, doch wenig Engländer haben sich zum Kampfe versammelt. Unter den letzteren ist der junge Ritter, den Milun jetzt zum ersten Male sieht. Tapfer kämpft Milun ; doch am meisten Lob und Ruhm gewinnt der junge Rittersmann, mit dem keiner sich vergleichen kann. Wohl- gefallen und zugleich Neid füllen Miluns Brust : er nimmt die Tjoste mit dem Jüngling auf. Wol schlägt er auf ihn zu, dass der Lanzenschaft zersplittert ; doch jenem bleibt der Sieg, indem er Milun aus dem Sattel hebt. Als der Ritter indessen den grauen Bart und das graue Haupthaar des Besiegten erblickt, bedauert er es, ihn zu Fall gebracht zu haben : er bietet ihm sein Pferd wieder an und bittet ihn zugleich um Verzeihung. Dabei aber bemerkt Milun den Ring am Finger des Jünglings. Er fragt ihn nach seinem Vater und seiner Mutter : wunderbar müsse er ihn lieben, da er von ihm besiegt sei. Der Jüngling erzählt seine Geschichte : doch noch hat er nicht geendigt, als der Vater ausruft, dass er sein Sohn ist. Der Ritter steigt vom Pferde und kUsst den Vater inniglich ; so herzlich bekunden beide ihre Liebe, dass alle Umstehenden vor Freude und Rührung weinen. (485 — 530) In fröhlichem Zusammensein mit anderen Rittern bringen sie die Nacht zu. Milun erzählt dem Sohne von seiner Liebe und dem Geschick seiner Mutter, ohne des treuen Schwanes zu vergessen. Der Sohn ruft aus, er wolle Vater und Mutter vereinigen, und solle er auch den Gatten der Mutter töten müssen. Schon am nächsten Morgen brechen sie auf. Als sie in England gelandet sind, kommt ihnen ein Bote von der Geliebten entgegen : ihr Gatte sei tot, und Milun solle sich beeilen zu ihr zu kommen. Bald sind Milun und sein Sohn bei ihr. Ohne Verwandte zu befragen, vereinigt der Sohn den Vater und die Mutter, und in Freude und Lust leben sie noch manchen Tag.] Mit dem letzten Teil dieses Lais hat ein anderer franzö- sischer Lai grosse Aehnlichkeit, nämlich der ’Lai de Doon’, der von G. Paris 1879 in der Romania VIII, 61 — 64 zum ersten mal herausgegeben worden ist und früher nur in der alt- nordischen prosaischen Uebersetzung der ’Strengleikar’ (No. IX : I