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Lailstic. CXXVn Leimruten legen und Sprenkel stellen, um die Nachtigall zu fangen. Hald wird ihm das Vögelchen lebendig gebracht. Er nimmt es nnd geht zur Damo. ’Nimmermehr, so sagt er, wird die Nachtigall dich im Schlafe stören.’ Mit rohem Griff tütet er das Tierchen, ohne der Bitten seiner Frau zu achten ; ja, er wirft ihr das blutige Körperchen noch auf die Brust. (121 — 15G) Heftig weint und klagt die Dame. Ist ihr doch jetzt die Gelegenheit den Freund zu sehen, und damit alle Lust und alle Freude genommen ! Sie lässt dem Geliebten kund thun, was geschehen ist, und schickt ihm in einem samtnen golddurchwirkten Tuche das Vögelchen. Der Ritter thut die Nachtigall in eine goldene mit Edelsteinen besetzte Kapsel, die er eigens hat anfertigen lassen, versiegelt diese und trägt sie stets zur Erinnerung mit sich.] Wie wir oben zum Lai du Bisclavret eine fast ganz damit übereinstimmende Erzählung aus dem Roman du Renard Contre- fait anzuführen hatten, so haben wir dies auch zum Lai de LaUstic zu thun. Nach der Erzählung im Renard Contrefait (S. 133 — 38 a. a. 0.), welche Renard *en vielle estoire’ gefunden haben will,’) hatte Odoire, ein König in ’Bretaigne, qui or est nomm^e Angleterre’ obwol er alt war, eine junge schöne Dame, Namens Gentille, geheiratet. Die junge Königin und ein junger Ritter, dessen Wohnung vom Königssehloss nur durch einen Baumgarten ge- trennt war, verliebten sich ineinander und stiegen alle Morgen zu ihren höchsten Fenstern und sahen sich von da aus. Eine Nachtigall sang in dem Garten, und sie thaten, als setzten sie sich ans Fenster, um sie zu hören. Der König bemerkte bald, dass seine Gemahlin alle Morgen früh aufstand und sich ans Fenster setzte, schöpfte Verdacht und fragte sie, warum sie ’) Renard selbst erzählt diese Geschichte, sowie die gleich darauf folgeude vom Ritter Biclarel, dem Kater Thi^bers, wie ich der Analyse des Reuard le Contrefait, die A. C. M. Robert, Fables ineditcs des XII « , XIII*’ et XIV" siecles, et Fables de La Fontaine, Tome I, S. cxxxiij — clij, gegeben hat, entnehme. S. cxlvj sagt Robert : ’. . . parmi les choses qu’il [lieuardj lui [Thiebers] dit, ou reconuoit deux aucieus lais, le Nachtigal [sic ! J et le Bisclavaret [sie ! ].’ — Auch F. Liebrecht hat in seiner Dunlop- ^^Jebersetzung S. 542, Anm.312, zum Lai de Laustic auf den Reuard Contrefait ^fverwiesen.